Digitale Netzwerke: Soziale Formationen im und ums Internet

Gemeinsame Tagung des Arbeitskreises „Digitale Netzwerke“ in der Deutschen Gesellschaft für Netzwerkforschung und der Sektion für Soziologische Netzwerkforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am Marburg Center for Digital Culture and Infrastructure (MCDCI):

Organisation: Isabelle Borucki (Marburg), Malte Doehne (Zürich), Jan Fuhse (Chemnitz)

Philipps Universität Marburg, 14./15. März 2024

Programm
Ort
Anmeldung


Innerhalb weniger Jahrzehnte stößt das Internet grundlegende Veränderungen im sozialen Leben an. Online-Foren, Blogs, Message-Boards und Online-Gaming stellen neue soziale Räume bereit. Dating-Plattformen und Dating-Apps haben sich zu den wichtigsten Orten für die Anbahnung romantischer Beziehungen (und sexueller Kontakte) entwickelt. Und soziale Netzwerkseiten wie Facebook, Instagram und Twitter/X fördern die Entwicklung und Pflege persönlicher Beziehungen, bilden aber auch themenorientierte Öffentlichkeiten. Die sich aus diesen Entwicklungen ergebenden sozialen Formationen in und ums Internet lassen sich aus verschiedenen disziplinären Blickwinkeln betrachten (Soziologie, Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Linguistik, Informatik, Pädagogik, Psychologie, Ethnologie, soziale Arbeit u.v.m.), bieten aber auch Raum für interdisziplinäre Zusammenarbeit und Dialog.

Die Netzwerkforschung stellt für die Untersuchung dieser Entwicklungen einerseits empirische Forschungsmethoden bereit. Mit netzwerkanalytischen Methoden werden etwa die Kooperationen in Online-Rollenspielen (Zhu et al. 2016), die Rolle von Homophilie, Transitivität und sozialer Kontrolle unter Facebook-„Freunden“ (Wimmer / Lewis 2010; Hofstra et al. 2017; Martin et al. i.E.) und die Ausbildung und Dynamik von themenorientierten Öffentlichkeiten in Blogs und auf Twitter (Aral / Walker 2012; Bakshy et al. 2015; Keuchenius et al. 2021) untersucht. Nicht zuletzt beruhen die Verfahren der Computational Social Sciences mit der Untersuchung nicht-reaktiver Interaktionen und mit Natural Language Processing häufig auf Netzwerkalgorithmen (Edelmann et al. 2020; Grimmer et al. 2022; Lewis 2022; Tindall et al. 2022). Zudem liefert die Netzwerktheorie Angebote für die begriffliche Fassung der neuen Formen von Sozialität und der Verschränkung von Online- und Offline-Beziehungen (Fuchs 2001; Lin 2001; Latour 2005; White 2008; Crossley 2010; Latour et al. 2012; Erikson 2013; Small 2017; Fuhse 2022; Doehne et al. 2023). Nicht zuletzt verhilft die Netzwerktheorie der Politikwissenschaft zu neuen Erkenntnissen etwa zu Vernetzungen und Konflikten zwischen politischen Akteuren und zur politischen Meinungsbildung im Netz.

Programm

Donnerstag, 14.3.2024

12:00 - 13:00 Uhr: Anmeldung und Begrüßungskaffee mit Häppchen

13:00 - 13:30 Uhr: Eröffnung und Vorstellung

13:30 - 15:15 Uhr: Theoretische Betrachtungen
Insa Pruisken (Universität Bremen): Digitale Relationen. Eine handlungstheoretische Rekonstruktion.
Malte Doehne (Universität Zürich): Soziales Handeln in und auf digitalen Plattformen.
Veith Selk (TU Darmstadt): Profilizität in sozialen Netzwerken.

15:15 - 15:35 Uhr: Kaffeepause

15:35 - 16:45 Uhr: Computer-mediatisierte Kommunikation
Theresia Ell / Lydia Repke / Henning Silber (GESIS Mannheim): Persönliche und technologiebasierte Kommunikation und ihre Auswirkungen auf die mentale Gesundheit aus Netzwerkperspektive.
Philip Roth (Technische Hochschule Köln): Virtually Equal: Wie die Virtualisierung von Zusammenarbeit Geschlechterungleichheit in persönlichen Beziehungsnetzwerken verändert.

16:45 - 17:00 Uhr: Kaffeepause

17:00 - 17:45 Uhr: Keynote Annie Waldherr (Universität Wien): Digital Networks in Digital Publics Spheres.

17:45 Uhr: Empfang

Ab 19:00 Uhr: Gemeinsames Abendessen im Restaurant Market, Markt 11, 35037 Marburg.

Freitag, 15.3.2024

9:30 - 10:40 Uhr: Politische Kommunikation
Jan Fuhse (TU Chemnitz) / Isabelle Borucki (Philipps-Universität Marburg): Online-Kommunikations-praktiken im politischen Feld: Facebook-Posts der Parteien im Bundestagswahlkampf 2021.
Tim König (Universität Hildesheim) / Erik Wolfes-Wenker (Ruhr-Universität Bochum): Policy Parsing: A network-based methodology for the large-scale classification of documents into policy fields.

10:40 - 11:00 Uhr: Kaffeepause

11:00 - 12:10 Uhr: Online-Communities
Harald Sick (BAG "Gegen Hass im Netz"): An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen - Klassifizierung rechtsextremer und verschwörungsideologischer Akteure auf Telegram mit Node-Embeddings.
Pavel Dimitrov Chachev (Universität Hamburg) / Marcel Kappes (Universität Mannheim): Romance Dawn: Investigating collaboration networks of a cultural producer community on YouTube.

12:10 - 13:15 Uhr: Gemeinsames Mittagessen

13:15 - 14:00 Uhr: Keynote Camille Roth (CNRS / EHESS Paris): The Echo Chamber of Echo Chambers.

14:00 - 14:15 Uhr: Verleihung des Nachwuchspreises der DGS-Sektion für Soziologische Netzwerkforschung

14:15 - 14:30 Uhr: Kaffeepause

14:30 - 15:40 Uhr: Soziale Ungleichheiten
Jan Üblacker / Hawzheen Hamad / Tim Raulf (Fachhochschule der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft) / Simon Liebig (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung): Online-Nachbarschaftsgruppen und interethnischer Kontakt. Eine Mehrebenenanalyse in 166 Wohngebieten in Essen und Köln.
Beate Völker (Netherlands' Institute for the Study of Crime and Law Enforcement): Contacts of the younger and the older generation through social media before, during and after the covid pandemic.

15:40 Verabschiedung und Ende

Ort

Universität Marburg
Seminargebäude B/07, Räume 101 und 105
Pilgrimstein 12
35037 Marburg

Lagepläne der Uni Marburg und auf Google Maps.

Anmeldung

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